Die Klassifizierung von Rinderschlachtkörpern erfolgt in der Europäischen Union anhand subjektiver Kriterien auf der Basis des gemeinschaftlichen EUROP-Handelsklassenschemas (Verordnung EWG Nr. 1208/81). Bislang fehlt es an technisch ausgereiften, sowohl am lebenden Rind als auch am Schlachtkörper anwendbaren und vor allem auch für KMU ökonomisch einsetzbaren Systemen, mit denen die Qualität des Schlachtkörpers automatisch, nicht invasiv und verlässlich bestimmt werden kann. Das Vorlaufprojekt hatte zum Ziel, prinzipielle technische Möglichkeiten aufzuzeigen, um mittels kostengünstiger Ultraschall-(US-) Messungen relevante Informationen zur Fleischigkeit von Rinderschlachtkörpern sowie deren Teilstücken zu erhalten. Dabei stand neben der Relevanz der ermittelten Messdaten zur Fleischigkeit der Schlachtkörper die Anwendbarkeit der Messverfahren unter Produktionsbedingungen im Fokus der Arbeiten. Stand der Technik sind zwei verschiedene Formen der Video-Image-Analyse (VIA): Systeme zur Vermessung von Anschnittflächen sowie Systeme zur Vermessung ganzer bzw. dorsal getrennter Schlachtkörper. Trotz der Leistungsfähigkeit der komplexen VIA-Systeme bleibt der Einsatz wegen der hohen Hard- und Softwarekosten auf größere Schlachtbetriebe beschränkt.
Für die Ultraschall-Messungen kam ein geeignetes portables Ultraschallgerät zum Einsatz. Die für die Messungen relevanten Messstellen an den Rinderschlachtkörpern und den wertbestimmenden Teilstücken sind unter Beachtung der Bedingungen im Schlachtbetrieb und unter Einbeziehung der phänotypisch erkennbaren Merkmale an den Schlachtkörpern definiert worden. Gemessen wurde an 48 Rinderschlachtkörpern (hauptsächlich Kategorie A [Jungbullen] mit Hälftengewichten von 120 kg bis 400 kg) nach dem B-Scan-Verfahren mit einer Konvexsonde an der Vorderkeule im Schulterbereich sowie im Bereich des Oberarmknochens. Die Messung an abgekühlten Schlachtkörpern ist bei Realisierung geeigneter Sensorankoppelung an die trockenen und harten Gewebeoberflächen möglich. Fürdie sichere Messung der Muskeldicken fand eine Analyse der fehlerverursachenden Einflüssestatt (Temperatur, Deformation des zu messenden Gewebes durch Sonden-Andruck, intramuskuläres oder auf dem Muskelgewebe aufliegendes Fett). Die mit Ultraschall gemessenen Muskeldicken wurden durch Einstechen einer dünnen Nadel verifiziert. Die Variable "US-Muskeldicke" und der Vergleichswert waren über alle gemessenen Wertepaare mit einem Korrelationskoeffizienten r> 0,9 korreliert. Die Schlachthälften-Gewichte bis zu 340 kg und die zugehörigen Muskeldicken waren mit einem Korrelationskoeffizienten r > 0,9 korreliert. Die prinzipielle Erfassung der Muskeldicken an der Vorderkeule zur Bewertung der Fleischigkeit von Rinderschlachtkörpern ist unter Beachtung der im Projekt herausgearbeiteten physikalisch-technischen Einflüsse möglich.
Es wird empfohlen, ein entsprechendes Ultraschallgerät zur Messung von Muskeldicken bis zu 40 cm sowie eine lineare Messsonde zum Scannen eines Messfeldes von ca. 6 x 10 cm zu entwickeln.
AiF Projekt GmbH
Dr. Stefan Köhler