Begrünte Dächer sind in der Lage, Niederschläge aufzunehmen und zu speichern. Sie können dadurch insbesondere bei Starkregenereignissen Überschwemmungen vorbeugen. Aufgrund der zusätzlichen Verdunstung, die von Dachbegrünungen ausgeht, reduzieren sie den städtischen Hitzeinsel-Effekt und werden auch als Maßnahme zur Wärmedämmung anerkannt. Darüber hinaus können begrünte Dächer den städtischen Lärm absorbieren und Schadstoffe aus der Luft aufnehmen. Dachbegrünungen stellen aber vor allem einen wertvollen Lebensraum für das urbane Pflanzen- und Tierreich dar, der aufgrund der Bebauung verlorengegangen ist. Dachbegrünungen müssen trotz des überwiegend extensiven Charakters regelmäßig gepflegt und gewartet werden, um die Funktionalität der Begrünung und um die Gebäudesubstanz bestmöglich erhalten zu können.
Ziel des Projektes war es, für extensive Dachbegrünungen erstmalig leichtverständliche Pflegeanleitungen in Abhängigkeit vom Vegetationssystem und von den Standortbedingungen zu entwickeln. Damit angesprochen werden vor allem Eigentümer von Immobilien bzw. deren pflegendes Personal. Grundlage für die Erarbeitung der Pflegeanleitung sind umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen im Rahmen des Forschungsprojektes in den Jahren 2018 und 2019 in den Großstädten Hamburg, Berlin, München und Stuttgart, in denen ein hoher Anteil an extensiven Dachbegrünungen vorzufinden ist. Insbesondere wurde der Fragestellung nachgegangen, welche Auswirkungen die Pflegemaßnahmen auf die Vegetationsentwicklung und den Fremdbewuchs haben.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Pflege und Wartung von extensiven Dachbegrünungen in der Regel nicht vernachlässigt wird. So wird Fremdbewuchs meistens entfernt. Nur äußerst selten jedoch erfolgt eine Düngung. Die Empfehlung in den Dachbegrünungsrichtlinien der FLL, Gründächer nach Bedarf mit 5 g Stickstoff pro m² zu düngen, wurde daher im Projekt tiefgründiger untersucht. Es zeigte sich, dass die Düngung ein enorm wichtiges Pflegekriterium für eine gesunde Vitalität und einen hohen Pflanzendeckungsgrad ist und auf keinen Fall vernachlässigt werden darf. Nur Pflanzen, die ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind, können die optimale Funktionalität der Dachbegrünung aufrechterhalten. Hier gilt es, weitere Aufklärungsarbeit zu leisten. Die im Rahmen des Vorhabens entwickelte webbasierte Gründachpflege-App (https://pflege-dachbegruenung.de/#/) sowie die Bereitstellung einer übersichtlichen Pflege-Broschüre werden die Pflege und Wartung von extensiven Dachbegrünungen zukünftig unterstützen.
ZukunftBau
Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) im Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)
Bundesverband GebäudeGrün e. V. (BuGG)
ESYS GmbH, Berlin
Dipl.-Ing. Susanne Herfort