In einem Brandenburger Milchviehbetrieb wurde eine Vorlaufuntersuchung zum Auftreten von Milchejektionsstörungen (MES, "Milchblockade") bei Färsen durchgeführt. Die Hauptziele der Forschungsarbeiten bestanden darin zu untersuchen, ob ein Zusammenhang zwischen der Belastungssensibilität der Tiere und dem Auftreten von MES besteht und ob eine haltungstechnische Beeinflussbarkeit der Inzidenz von MES durch eine verbesserte, stressreduzierte Haltungsumwelt möglich ist. Die Untersuchung an 139 Tieren ergab, dass die subjektive Einordnung der Tiere in "belastungsstabil" vs. "belastungslabil" nur unzureichend mit der Bewertung der Stressanfälligkeit anhand der objektiv messbaren psycho-physiologischen Parameter Hautwiderstand, Hautpotenzial und Elektromyogramm übereinstimmt. Bezüglich der subjektiven Bewertung der Probanden nach ihrer Belastungsstabilität waren im analysierten Tierbestand keine Unterschiede im Auftreten von MES feststellbar. Im Vergleich der Gruppenhäufigkeiten des Auftretens von MES ergab die Einstufung anhand des Hautpotenzials die relativ höchste Übereinstimmung zwischen einer erhöhten Stressempfindlichkeit und MES-positiven Tieren bzw. zwischen einer gewissen Stressresistenz und MES-negativen Tieren. Die Modifizierung der Haltungsumwelt wirkte sich unter den gegebenen bzw. geschaffenen Bedingungen nicht positiv auf eine Minderung des MES-Geschehens aus.
Die mit dieser Vorlaufuntersuchung entwickelten methodischen Ansätze (Bewertung von Tierreaktionen anhand messbarer psycho-physiologischer Parameter) sind zur Bearbeitung und Lösung der Aufgabenstellung grundsätzlich geeignet. Weil die Methodik auch über die Problematik Milchblockade hinaus für neue Themen der Grundlagenforschung ebenso wie für weitere praxisrelevante Fragestellungen Einsatzpotenzial besitzt, sind weitere Forschungsarbeiten zu ihrer Entwicklung zu realisieren.
RBB Rinderproduktion Berlin-Brandenburg GmbH, Groß Kreutz
Dr. Stefan Köhler