Der Maiszünsler ist der wichtigste Maisschädling in Mitteleuropa: Seine Bekämpfung muss genau zum richtigen Zeitpunkt erfolgen, und dieser ist nur anhand des Fluges der Maiszünsler zu ermitteln. Dafür werden zurzeit mit hohem händischen Aufwand Licht- bzw. Pheromon-Fallen aufgestellt und häufig kontrolliert. Dieses Monitoring ist derart aufwändig und teuer, dass es auf Kosten der Bekämpfungseffektivität stark vernachlässigt wird. Im Projekt MoMa sollte deshalb ein vollautomatisches Monitoringsystem zum Insektenfang entwickelt werden. Der Fang mit Licht ist genehmigungsbedürftig, weil auch gefährdete Insektenarten angelockt werden. Mit Licht ist der Fang der Maiszünsler aber wesentlich effektiver. Um den Naturschutz zu gewährleisten, wurde im Projekt der Fokus darauf gerichtet, nach Fang und Identifizierung alle Insekten unbeschadet wieder freizulassen.
Die Methoden zur sicheren und unbeschadeten Positionierung und Weiterleitung von Insekten waren vollkommen neu zu entwickeln, wobei die ersten Versuche komplett scheiterten. Weder starker Luftdruck noch unterschiedliche Oberflächen oder Frequenzen und Lautstärken, weder Ultraschall, Lichtblitze oder Vibrationen noch Erschütterungen konnten die Insekten zu den benötigten Verhaltensweisen bewegen: Sie sollten sich zuerst auf eine bestimmte Fläche zum Fotografieren setzen und danach sicher in eine zweite Kammer wechseln, um die Fotokammer wieder freizugeben. Im Prinzip erfolgreich waren drei Versuchsanordnungen: elektrisierbare Wände, der Einsatz von CO2- oder N2O-Gasen und eine Druckluftfanfare. Die ersten beiden Methoden sind naturschutzrechtlich nicht umsetzbar, und die Druckluftfanfare würde Diebe anlocken. Daher schieden auch diese Ansätze aus. Schließlich wurde die Idee einer runden Fotokammer mit rotierender Wand, kombiniert mit einer klapp- und drehbaren Bodenklappe, entwickelt, perfektioniert und erfolgreich umgesetzt. Die Fotos der gefangenen Insekten werden über eine Funkverbindung an einen zentralen Auswerteserver geschickt. Dort kann mittels der App ObsIdentify der größte Teil der Fänge bereits jetzt relativ sicher bestimmt werden. Es wurde eine Kooperationsvereinbarung mit den niederländischen App-Entwicklern vom Naturalis Biodiversity Center in Leiden unterzeichnet.
Ergebnis des Vorhabens MoMa ist das Funktionsmuster einer Insekten-Lebendfalle, welches nahezu alle nachtaktiven Insekten fängt, bestimmt und wohlbehalten wieder freilässt. Die Entwicklung weist in Zeiten von Insektensterben und fehlenden Monitoring-Verfahren ein großes Marktpotenzial auf und ist konkurrierenden Systemen überlegen; ein Schutzrecht wurde beim DPMA angemeldet. Die Falle ist mechanisch anspruchsvoll und muss daher bis zur Kleinserienreife noch robuster gestaltet werden. Dafür wurde bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen der Deutschen Innovationspartnerschaft Agrar (DIP) ein Folgeprojekt beantragt.
Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM) des BMWi, Modul Kooperationsprojekte
AiF Projekt GmbH, Berlin
ESYS GmbH, Berlin
BlueMethano GmbH, Berlin
AMW Nützlinge GmbH, Pfungstadt
Dipl.-Ing. agr. Jan Häbler