Das Ziel des Forschungsvorhabens bestand in der Entwicklung einer geeigneten Technologie zur Herstellung neuartiger multifunktionaler Textilverbundsysteme zur Naturierung von Gleisbetten vor allem im Innenstadtbereich. Zu entwickelnde ortsveränderliche, lagestabile Textilmatten können als bodenlose Pflanzenträger mit geringem Aufwand verlegt werden und bieten darüber hinaus eine Zugänglichkeit des Gleiskörpers (z. B. zur turnusmäßigen Nachstopfung mit Schotter) für Wartungsarbeiten. Neben einer optisch-ästhetischen Aufwertung können technische Vegetationssysteme im Gleisbett zur Verbesserung von Stadtklima und Gesundheit (z. B. Einfluss auf Hydrologie und Lärmminderung) sowie zur Erhöhung der Standzeit und Verringerung der Unterhaltungskosten einen Beitrag leisten. Um das Vegetationssystem zu entwickeln wurde vom IASP eine idealisierte textile Vegetationstragschicht modelliert. An vom Kooperationspartner STFI entwickelten Mattenmustern wurden analog material-, schall-, und vegetationstechnische Untersuchungen vorgenommen. In Bezug auf Produktqualität und -kosten wurde die Auswahl der weiterzuentwickelnden Muster qualifiziert. Dabei wurden differenzierte Untersuchungen alternierend von der Rohmatte über vorkultivierte textile Vegetationsmatten bis hin zur Untersuchung eines kompletten Vegetationssystems durchgeführt. Den materialtechnischen Anforderungen einer Langlebigkeit konnte entsprochen werden. Schalltechnisch werden in einem für die menschliche Wahrnehmung günstigen Bereich hohe Schallabsorptionsgrade erreicht. Mit unterschiedlich ausgelegten Vegetationstragschichten konnte die Hydrologie entsprechend der Modelldimensionierung eingestellt werden. Die Lagestabilität im Gleisbett wird durch die textilen Vegetationsmatten bei Bahngeschwindigkeiten bis 70 km/h ohne spezielle Hilfsmittel, wie eine integrierte Auflast realisiert. Für höhere Geschwindigkeiten wurde ein Verfahren entwickelt, die Auflast am praxisnahen Modell experimentell zu untersuchen.
Über die ursprüngliche Zielstellung hinaus wurde ein komplettes technisches Vegetationssystem für den schienengebundenen ÖPNV-Bereich entwickelt. Es lässt sich aufgrund seiner in der Praxis erprobten Mobilität auch in der Oberbauform Schotterbett einsetzen, für die es bisher keine zufriedenstellenden Lösungen gab.
Im Juni 2005 hat das Institut auf der Textilmesse in Frankfurt/Main für das Produkt Textilmatte den "TECHTEXTIL Innovation Prize 2005" erhalten.
Projektträger Jülich
Dipl.-Biol. Michael Siemsen