Die Milcherzeugung stellt einen wesentlichen Wirtschaftsfaktor landwirtschaftlicher Produktion dar. In den letzten Jahren ist sie durch eine stetige Zunahme der Milchleistung je Tier gekennzeichnet bei gleichzeitiger Verringerung der Tieranzahl in den Beständen. Damit gewinnt die Tier- und Eutergesundheit eine immer größere Bedeutung, da sich der krankheitsbedingte Ausfall einzelner Hochleistungstiere oder die Erzeugung minderwertiger Milch stärker auf das Gesamtergebnis des Bestandes auswirken. Je früher Euterentzündungen erkannt werden, desto größer sind die Heilungschancen für die betroffenen Euterviertel und um so schneller können Maßnahmen zur Vermeidung einer weiteren Ausbreitung der Krankheit in der Herde ergriffen werden. Während sich der Einsatz von Analysegeräten bei der Labordiagnostik zur direkten Ermittlung der Zellzahl in der Milch als wesentlicher Parameter zur Beschreibung des Eutergesundheitsstatus weltweit durchgesetzt hat, fehlt gegenwärtig eine entsprechende, direkt am Tier einsetzbare Methode. Mit dem Einsatz automatischer Melksysteme (AMS) entfällt zudem die visuelle und taktile Kontrolle der Euter durch das Melkpersonal.
Ziel des Projektes war die Entwicklung eines Messverfahrens zur Online-Beurteilung von Milchqualität und Eutergesundheit für den Einsatz an automatischen Melksystemen.
Um nach intensiver inhaltlicher und technisch-technologischer Vorbereitung in Vor-Ort-Versuchen maßgebliche Parameter zu ermitteln, wurden in einem zweimonatigen Dauerversuch während des Melkprozesses online an einem AMS Leonardo in der Rohmilch aus den Viertelgemelken die Parameter Temperatur, Leitfähigkeit, Chloridgehalt und die Impedanz bei hohen Frequenzen (550 MHz bis 749 MHz) gemessen. In je einer Messzelle pro Euterviertel waren alle erforderlichen Sensoren eingebaut. Alle Messsysteme waren permanent aktiv, die Daten wurden simultan erfasst. Der Transfer der Messdaten erfolgte über verschiedene Schnittstellen. Zur Qualifizierung und Quantifizierung der Messdaten dienten Referenzwerte aus Standard-Zellzahlanalysen in einem LKV-Labor. Die Messdaten wurden hinsichtlich ihrer Aussagefähigkeit zur Zellzahl überprüft. Dazu wurde ein multiples Regressionsverfahren angewendet, welches für jedes Euterviertel eines Tieres der Versuchsgruppe statistisch definierte Schätzmodelle für die Zellzahl in Abhängigkeit der online gemessenen Parameter lieferte.
Nach deren Auswertung kann die Aussage getroffen werden, dass die HF-Impedanzmessung allgemein bessere Informationen zum Zellgehalt als der Standardparameter Leitfähigkeit oder die Bestimmung des Chloridgehaltes lieferte. Die Güte der Schätzmodelle lag zwischen 20 % und 95 %, wobei die hohen Bestimmtheitsgrade für kontinuierliche Zellzahlentwicklungen erreicht wurden. Extreme Entwicklungen der Zellzahl über mehrere Potenzen in kurzer Frist wurden noch nicht ausreichend erkannt. Das entscheidende Potential zur Verbesserung der Funktionalität des entwickelten Messsystems wird in der Weiterentwicklung der Impedanzmesstechnik gesehen.
WestfaliaSurge Deutschland GmbH, Oelde